(Beschreibung: Auf Initiative Bauers angebrachter Artikel 1,
Satz 1 Grundgesetz am Gebäude der Frankfurter Staatsanwaltschaft |
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Fritz Bauer war ein Landesverräter – doch genau deswegen war er auch ein Held, der mit seiner Tat Deutschland ein Stück besser machte. In dem Film „Der Staat gegen Fritz Bauer“ wurde ihm jetzt ein filmisches Denkmal gesetzt. Es zeigt, wie er als hessischer Generalstaatsanwalt dem israelischen Geheimdienst Mossad bei der Ergreifung Adolf Eichmanns half. Seine Beteiligung daran wurde erst zehn Jahre nach seinem Tod bekannt. Das ist auch gut so, sonst hätte ihm nämlich dafür eine lange Freiheitsstrafe wegen Landesverrats gedroht. Der öffentlichkeitswirksame Prozess in Israel durchbrach die Mauer des Schweigens in Deutschland.
Originaltitel: | Der Staat gegen Fritz Bauer |
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Produktionsländer: | Deutschland |
Erscheinungsjahr: | 2015 |
Länge: | 105 Minuten |
Regie: | Lars Kraume |
Drehbuch: | Lars Kraume, Olivier Guez |
Produktion: | Thomas Kufus, Christoph Friedel |
Musik: | Julian Maas, Christoph M. Kaiser |
Kamera: | Jens Harant |
Schnitt: | Barbara Gies |
Besetzung: | - Burghart Klaußner: Fritz Bauer - Ronald Zehrfeld: Karl Angermann - Sebastian Blomberg: Ulrich Kreidler - Jörg Schüttauf: Paul Gebhardt - Lilith Stangenberg: Victoria - Laura Tonke: Fräulein Schütt - Götz Schubert: Georg-August Zinn - Cornelia Gröschel: Charlotte Angermann - Robert Atzorn: Charlottes Vater - Matthias Weidenhöfer: Zvi Aharoni - Rüdiger Klink: Heinz Mahler - Paulus Manker: Friedrich Morlach - Michael Schenk: Adolf Eichmann - Tilo Werner: Isser Harel - Dani Levy: Chaim Cohn - Nikolai Will: Staatsanwalt Warlo |
Burghart Klaußner spielt den engagierten, aber auch teils exzentrischen Fritz Bauer sehr überzeugend. Deutsche Geschichte wird hier zum spannenden Thriller, der gut die beklemmende Atmosphäre einer Gesellschaft zeigt, die sich ihrer Verantwortung nicht stellen will. So wird eindrucksvoll die Isolierung des Generalstaatsanwaltes Bauer in seiner Behörde dargestellt. Der „Jude“ wird von vielen nur als rachsüchtiger Nestbeschmutzer wahrgenommen. Bauer genießt zwar die Unterstützung des SPD-Ministerpräsidenten, doch der Staat ist noch auf allen Ebenen durchsetzt mit Nazis. Da werden Ermittlungen verschleppt und Beweise verschwinden.
Fritz Bauer liegt nicht falsch, wenn er im Film sagt: „Meine eigene Behörde ist Feindesland.“ Alte Seilschaften decken die Naziverbrecher im Exil. Egal ob Justiz, BND oder BKA – überall werden ihm Steine in den Weg gelegt.
Als Bauer durch einen Tipp vom Aufenthaltsort Adolf Eichmanns in Argentinien erfährt, möchte er ihn in Deutschland vor Gericht stellen. Doch bald muss er einsehen, dass dafür der Einfluss der Altnazis im Staatsapparat noch viel zu groß ist. Er entschließt sich, Kontakt zum Mossad aufzunehmen. Ein gewagtes Unterfangen, denn die Nazilobby in Geheimdiensten und Justiz ist ihm längst auf den Fersen. Doch auch beim Mossad gilt es einige Widerstände zu überwinden. Unterstützt wird er im Film dabei von einem jungen und engagierten Staatsanwalt, der allerdings aufgrund seiner homosexuellen Neigung angreifbar ist. Homosexuelle Handlungen standen damals in der BRD unter Strafe, aufgrund eines Paragrafen, den die Nationalsozialisten eingeführt hatten.
Der Film zeigt die letztlich erfolgreiche Jagd auf Eichmann, die ein Wendepunkt in der bundesdeutschen Geschichte darstellte. Anders als Fritz Bauer es wollte, landete Adolf Eichmann nicht vor einem deutschen Gericht. Doch die Debatte über die Verbrechen der Nazis war nicht mehr aufzuhalten. Nur am Ende des Films wird Fritz Bauers größter Erfolg erwähnt: Mit dem Auschwitzprozess gelang es ihm, dass auch in der BRD die juristische Aufarbeitung der Nazi-Verbrechen begann.
Wie heutzutage Edward Snowden hat Fritz Bauer einen Landesverrat begangen, um sein Heimatland besser zu machen. Als er 1968 starb, war der gesellschaftliche Wandel nicht mehr aufzuhalten, zu dem er sehr viel beigetragen hat.